Lungenentzündung vs. Grill-Monolith

Lungenentzündung vs. Grill-Monolith

1. Mrz 2022 Allgemein 5

1.3.22 So, heute haben wir mal (nach langer Funkstille) etwas für die “Das hab ich mir gleich gedacht” oder “Das hat er nun davon” Fans. Covid, Lungenentzündung, Blasenentzündung & Dengue… geile Mischung!
Nach eigentlich nur positiven Erlebnissen & Nachrichten hat “es” uns wohl so etwa am 9.2.21 erwischt: Einen Stich der Tigermücke. Für jeden von uns. Dengue Fieber. Inkubationszeit so +/- 3 Tage. Am Samstag, den 12.2. sind wir so vorbereitet morgens mit dem Bus nach Santa Maria gefahren. Mich hatte es etwas stärker erwischt. Ich habe zu wenig gegessen, vor allem aber zu wenig getrunken. Vermutlich war es auch schon mein 2. Dengue. Der erste Schuss ist jeweils “frei”, und verläuft meist unkompliziert und einfach. Bei mir war aber dieser Freischuss wohl schon aufgebraucht. Wir haben am Samstag noch unsere Grundstücke in Sta. Maria angesehen, Beratung bei unserer Rechtsanwältin eingeholt. Mir wurde es am Nachmittag immer komischer. Allerdings wollte ich auch noch unbedingt den Pool in unserem Hotel “mitnehmen”, was ich auch getan habe. Na ja, abends gab es dann bereits eine Hühnersuppe (Ja, auch auf den Philippinen ein Allheilmittel! Doch wie in Deutschland nur Wirksam, wenn Sie “von Mutti“ gemacht ist). Am Sonntag wurde es dann spannend: Total Lockdown in Santa Maria. Kein Haus verlassen, keine Reisen. Ich krank. Unser Hotel sollte / wollte am Sonntag komplett schließen, nach 2 Jahren Coronabedingtem Gästeausfall. Allerdings: Mit “Sergeant Rada”, meinem Schwager, gelten wohl keine Regeln für uns. Ich hab echt noch nicht so ganz die Peilung was er so macht, aber in jeder Polizeikontrolle wird er direkt durchgewunken. Ein bisschen wie Diplomaten Transport. Man fühlt sich echt wichtig! Wir sind um kurz vor 4 Morgens los, ich vorne, mit Maske und offenen Fenstern rund herum. Damit ich niemanden infiziere, mit “was auch immer”. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir noch von Erkältung bei mir aus. Nix besonderes. Obwohl ich mich schon echt müde und schwach gefühlt habe. Gegen 9 Uhr waren wir dann in “unserem” Haus, und ich wollte nur noch schlafen. Was ich dann auch die nächsten 3 Tage getan habe. Mit zwischen 38.9° und 39.9° Fieber. “Alles unter 40 ist OK”.  Dann wurde es wieder besser. Gut bei den meisten Krankheiten. Schlecht bei dem schlimmen Verlauf von Dengue. Am 18.2. hat dann Gene ihren Bruder organisiert, welcher mich in’s Krankenhaus gefahren hat. Aufgrund eines Missverständnisses sind wir dabei nicht im nur 6 Km entfernten Dr. Lorenzo gelandet, sondern im 20 Km entfernten Holy Spirit. Sehr gruselig. Alle Behandlungen werden mehr oder weniger offen im Außenwartebereich durchgeführt! Auch ein verletzter Motorradfahrer. Für eine Behandlung IM Krankenhaus benötigt man einen negativen PCR Test. Für 7.000 pesos. 120 Euro. Das kann ein normaler Philippino kaum bezahlen. So gab es für mich dann kurz hintereinander das komplette Programm: Blutabnahme, Urinprobe, Röntgen, PCR Test. Ich konnte ja bezahlen. Und das wurde eben ausgenutzt. Während dieser Untersuchung stellte Gene fest, dass das Muster auf ihren Beinen dem Muster auf meinem Armen entspricht. Zack: Auch noch Blutabnahme, Urinprobe, PCR Test. Nach wenigen Minuten (das ging wirklich recht schnell): Dengue. Beide. Beim Rene kritisch, da “Plateles” (Trombozyten) bereits bei 97. Ein guter Wert liegt oberhalb 150. Eine geringe Trombozytenzahl ist für eine defekte Blutgerinnung verantwortlich, und macht das gefährliche einer 2. Dengue-infektion aus: Innere & äußere Verblutung, nicht effektiv behandelbar. Jedenfalls haben sich meine Trombozyten so stark verringert, dass ein Krankenhausaufenthalt im Raum stand. PCR Test hatten wir ja nun schon. Das Röntgengerät war so eher die Klasse Frankfurter Flughafen. Aber nicht Gepäckkontrolle, sondern eher so Turbinenkontrolle. Da wurde mir schon etwas warm in der Brust…

Wobei die da auch nicht viel machen können, höchstens Dextrosetropf. Die Behandlungsmöglichkeiten bei Dengue sind eher so “Da muss er halt durch, hier haste’n Tee”. Dehydrierung war auch mein großes Problem. Nun ging’s los.

Gene hat dann etwa 200 Ltr. Wasser in verschiedenen Darreichungsformen in mich rein gepumpt. Dazu noch Gatorate, weil das der Bruder empfahl. Und der gleiche fuhr dann noch los nach Calinan, einen Mixer besorgen. Für “the lips of Papaya”. Erst sehr viel später verstand ich das Missverständnis. “Leaves”, ein wenig slang ausgesprochen, klingt wie Libs oder lips. Es gab den Saft aus pürierten Papaya-Laub. Boah! Als wenn Du mit Anlauf in einen so richtig eingefahrenen Komposthaufen hineinbeißt. Viel essen (vor allem Tier! Damit kann man sich arrangieren…), viel Trinken, Elektrolyte. Vitamin B12 und Folsäure, die wichtigsten Bausteine für den Körper, um im Knochemark die Trombozyten zu erzeugen. Samstag dann der nächste Bluttest, Trombozytenanzahl 89, noch mal tiefer. Mpf. Jetzt ein nicht so geiles Zwischenergebnis, vor allem nicht nach dem Laubsaft. Wer es ausprobieren möchte: Einen Klumpen gemähten Rasen pressen, den “Saft” trinken. Wohl bekommst. Und eine neue Nachricht: Gene war PCR Positiv! Ich nicht… Nun hätte Sie für 7 Tage in eine Quarantäneeinrichtung umziehen müssen. Sie dort allein, ich im Haus allein. Kevin allein zu Haus. Das war dann das Ergebnis des PCR Tests. Per Telefon bekam Gene das dann noch hin, dass Sie (wegen Dengue) auch Hausquarantäne machen durfte. Bzw. Zimmer-Quarantäne. Sie durfte das Schlafzimmer nicht verlassen. Auf Flitterwochen ja ein normales Unterfangen, bei uns dann aber eher ein Anreiz, alle Vorhänge und Türen zu zu lassen, so dass niemand reingucken konnte. Und dann jeden Morgen und Abend Bericht über Blutdruck etc. melden.
Gene hatte, außer dem Juckreiz und Muster auf der Haut, weder Covid noch Dengue Symptome. Ich durfte dann, nach einigen Telefonaten, am Montag, dem 21.2. mit dem Tricycle (wir haben ja noch kein eigenes Auto…) auf direktem Weg zur Klinik, Bluttest, und wieder zurück fahren. Trompozyten auf 155. im grünen Bereich! Wasser, Gatorade, Vitamin B12, und wer weiß, vielleicht sogar der Laubsaft haben volle Arbeit geleistet. Aber ich war ja mit einer kontaminierten Person zusammen. Ich durfte mich im Haus, und im Prinzip auch auf dem Grundstück bewegen, Gene nicht. Raus durften wir nur nach Absprache, also gar nicht mehr. Über die Schwester in Amerika hat dann Gene einen Besorgungsdienst organisiert. Nun stellten wir einen Topf mit Geld unter das Tor, und wenige Stunden später hingen Tüten mit Lebensmitteln am Tor… magisch!
Ein Schnelltest zeigte bei Gene “negativ” an, auch hatte Sie keine Symptome. Eine bitte, einen neuen PCR zu machen (120 Euro!) wurde ihr verwehrt. Also waren wir nun gefangene im eigenen Haus.

Grundregel: Lass auf den Phil keinen PCR Test machen!! Es kommt nicht darauf an, ob Du covid hast. Es kommt nur darauf an, das es niemand mitbekommt.

Am Samstag, ich war inzwischen zwar täglich müde und erschöpft, aber Symptomfrei von Dengue. Gene sowieso, die ganze Zeit (außer dem Hautmuster). Am Samstag also erst einmal die neue Freiheit nutzen. Juchu! Wir durften durch das Tor gehen! Ab nach Davao, in’s Swiss Deli, ein Schnitzel essen! Und der Liquer-Ban (Alkoholeinschränkung) war inzwischen auch aufgehoben, so gab es noch 2 leckere (…) Oettinger-Weizenbier aus der Dose dazu. Das erste Weißbier seit ca. einem Monat. Dies wird noch eine Rolle spielen. Wir haben dann noch im Swiss Deli, und auch bei den Davao Basket einige Besorgungen gemacht, und sind dann noch mal in das S&R Membership rüber, alles wenige Meter auseinander. Dort gab es endlich wieder “unseren” Grill im Angebot. Neben allen Besorgungen war das ein richtiger Klotz. 96 lbs, also ca. 45 Kg. Draußen wartete ich auf Gene, welche einen Transporter besorgte. Und als dieser kam, wollte ich mit 52 Jahren und 2 Weizen intus zeigen, was ich kann. Das Ding aus dem Einkaufswagen auf den Buckel, und in den Transporter geladen. Scheiß Idee! Mit 12 Jahren noch vom Kirschbaum gefallen, kurz geschüttelt, und wieder hoch. Mit 52 ist bereits ein falsch aufgeschütteltes Kopfkissen ein Fall für die Notaufnahme. Und dann 45 Kg auf dem Rücken.
Abends ab etwa 21 Uhr bekam ich dann keine Luft mehr. Kaum eine Stellung, in der ich überhaupt atmen konnte. Schlaf-Stellung. Geile Idee, so mit dem Grill auf dem Rücken mir einen Lungenriss oder was auch immer selbst zuzufügen. Am Sonntag dann eine Massage, geht schon wieder… Nö! Die Massage musste ich abbrechen, da ich keine Luft mehr bekam. Montag zum Chiropraktiker meines Vertrauens in Davao, Wolfgang Ristau. Seine Behandlung klang auch wieder wie gewohnt, wenn so ein Reißverschluss (alternativ: splitternde Hähnchenknochen) durch die Wirbelsäule wandert. Auch hier musste ich die folgende Massage abbrechen. Und die dritte Nacht mit Schmerzmitteln verbringen, da ich keine Stellung zum Schlafen ohne diesen stechenden Schmerz finden konnte. Und wieder 37.9° Fieber. Also am Dienstag ins Krankenhaus. Röntgen, Blutbild, Ultraschall. Ich war ja noch immer in der Erholungsphase von Dengue. 4 Wochen muss man dafür rechnen. Nicht 4 Tage. Allerdings hat dann der Doctor die These vom Obelix mit dem Hinkelstein auf dem Rücken schnell kassiert. Hier wurde ich nämlich wieder geröntgt. Allerdings diesmal nicht mit  dem Modell Tschernobyl Xray wie im Holy Cross Dingsda, sondern mit … einem digitalen Röntgengerät! Echt! Modernste Technik in einem kleinen Vorstadt-Krankenhaus, nur 6 Km von unserem Haus entfernt. Und ein eigenes Labor hatten die auch noch, für Blut und Urintests. So wurde dann mein Mythos mit dem “Herkules zerreist sich seine Lunge für einen guten Grill” in Luft aufgelöst. Eine profane Lungenentzündung und Blasenentzündung. Erstere wurde auch schon von dem Röntgenologen aus der Materialforschung aus dem Holy Dingsda Hospital angedeutet. “There is something on your lung”. Na ja, muss auch mal als Fachaussage reichen. Immerhin erfolgte dort die Röntgenstrahlbelichtung ja noch auf Asphaltplatten oder so etwas. Auf dem digitalen Gerät konnte sogar meine Frau auf Anhieb erkennen, dass da etwas auf der linken Seite nicht stimmt. So waren dann die langen L3 (So etwas wie ein Bus hier für längere Strecken) Ausflüge und stundenlanges Maskentragen wohl mehr verantwortlich für meine Lungenschmerzen als ein Gasgrill-Bolide auf meinem Rücken. Antibiotika gegen Box-Ring 1:0. Und nun werde ich wohl für längere Zeit, zumindest bis wir unser eigenes Auto haben, nicht mehr nach Davao fahren dürfen… Da ist Gene dann eisern. Good news: Die Trombozytenwerte waren inzwischen so hoch, dass ich persönlich als Einzelperson für Pletletsspenden wohl in einer ganzen Kaserne mit Schussverletzungen die Blutung hätte stillen können. Man freut sich ja auch über so etwas. Und zum Glück musste ich das ja nie beweisen…

5 Antworten

  1. Imke sagt:

    Hallo Rene gute Besserung ich mußte trotz allem lachen, ich sag es nochmal fang an ein Buch zu schreiben.
    Ich wünsche euch beiden gute Besserung.

    Liebe Grüße Steffi

  2. Andrea sagt:

    Hallo ihr zwei,
    was für ein Drama (Trauma). Was für ein Marathon. Trotzdem Glück im Unglück gehabt. Weiterhin gute Besserung und viel Gesundheit.
    Lieben Gruß, Andrea

  3. Andrea sagt:

    Hallo ihr zwei,
    was für ein Drama (Trauma). Was für ein Marathon. Trotzdem Glück im Unglück gehabt. Weiterhin gute Besserung und viel Gesundheit.
    Lieben Gruß, Andrea

  4. Tatiana Angelina sagt:

    Wie schon bei WhatsApp erwähnt, Thrombozyten kann ich unterbieten. 😋 Das klingt nach einer richtigen Odyssee, weiterhin gute Besserung und erstmal auf Grilltransporte verzichten und erholen! Fühlt eich umarmt, Tatiana

  5. Marina sagt:

    Hi René,
    jetzt hab ich mir endlich mal die Zeit genommen und deinen Erlebnisbericht komplett gelesen… wow, ziemlich viel auf einmal! Februar schien allgemein ein spannender Monat gewesen zu sein…. Bin froh, dass ihr es gut überstanden habt. Schaue jetzt mal, was deine Webseite noch so schönes über euer aktuelles Leben preisgibt ;o).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert