HalloWeen? Aber Hallo!

HalloWeen? Aber Hallo!

1. Nov 2022 Allgemein 0

Friedhöfe als Partylocation? In Deutschland… ach was. Im ganzen deutschsprachigem Raum undenkbar. Kinder, die Spaß statt Angst haben, Menschen, die Freude statt Trauer haben…

Wenn in meiner Jugendzeit jemand Halloween gesagt hat, dann war das Eduard Zimmermann zu Peter Nidetzky …
OK, das können die älteren unter euch erst mal gemütlich setzen lassen…
Halloween kam erst rest spät von Amerika nach Europa… und wohl auch auf die Philippinen.

Heute hat sich das so weit miteinander verquickt, das Kostüm Parties für das schaurig schönste Halloweenkostüm direkt auf dem Friedhof abgehalten wird. Und jetzt mal im Ernst: Gibt es einen besseren Platz dafür? Kommt mal mit, wir machen heute mal einen Ausflug auf zwei philippinische Friedhöfe!

Bereits am Eingang zu den Friedhöfen (hier noch der private Friedhof) macht sich eher Volksfeststimmung breit denn Trauer.

Ja, richtig gelesen: Es gibt auf den Philippinen private Friedhöfe! Die privaten friedhöfe (Graveyards) sind natürlich vieeeel gepflegter anzusehen als die öffentlichen. Und natürlich auch viel teurer. Dazu gleich noch ein direkter Vergleich.

Das im Vordergrund sind… klar. Autos. Aber direkt auf dem Friedhof! Nicht nur das… Sie stehen, man möchte es nicht glauben, vor einem Grab, genauer mehreren Gräbern. Das nennt sich hier Mausoleum, was -gelinde ausgedrückt- etwas übertriebene Bescheidenheit ist.

Das im Hintergrund sind also… Grabstätten! Mit 2 oder 3 Etagen, Aircon, wenn man möchte, Bars, Schlafzimmern. In Manila gibt es einen Friedhof, auf dem Menschen leben. Das ist aber nicht mit diesem Hier zu vergleichen! In Manila leben Obdachlose auf einem öffentlichen Friedhof, zu dem wir gleich noch kommen. Hier in Calinan wird eine Grabstätte gebaut, mit viel Platz für die Toten einer ganzen Familie, und weil man hier eh einen anderen Totenkult pflegt, wird dann auch gleich noch -wenn man genug Kleingeld hat- eine „Begegnungsstätte“ drum herum gebaut. Wenn’s passt, eben auch gleich noch mit Schlafzgelegenheiten, Klimaanlage, Bar, usw. usw.

So ein Mausoleum baut man auch schon gerne mal gleich mit einem Balkon oder einer Terrasse, so dass man, französischen Herrschern gleich, dem Volk bei seinem lustigen Treiben amüsiert zusehen kann.

Und da gibt es auch viel zu sehen!

Und das ist dann so ein Anblick, welchen Sie -natürlich mit etwas gebührendem Abstand- genießen können: Philippinos bringen Matten, Kerzen, Essen, Trinken, auch schon mal eine Karaoke Anlage mit zu ihren verstorbenen, um mit Ihnen zusammen zu sein, ihre Nähe zu fühlen, noch einmal eine gute Zeit zu haben. Kinder spielen laut lachend fangen, Erwachsene reden und haben Spaß… na ja gut, nicht alle. Manchen ist auch die Trauer um den verblichenen anzusehen. Im Großen und Ganzen ist das aber ein Feiertag, der auch diese Bezeichnung verdient.

Hatte ich da nicht auch noch etwas von einer Kostümparty erwähnt?

Ja, in der Tat: Direkt auf dem Friedhof wird eine Kostümparty für das schaurig schönste Halloween Kostüm abgehalten. Wie geil ist das denn? Gibt es einen besseren Platz für eine Gruselveranstaltung wie Halloween als einen Friedhof?

Und wenn der Tote ein ganz besonderer Liebling hatte? Es gibt nicht viele Bauvorschriften für diese Mausoleen. Da ist durchaus also noch Platz für besondere Andenken der Toten.

Tja, und was kostet nun so ein Spaß? Das ist nicht einmal ein soooo großes Geheimnis… Im Gegenteil!

Ein Mausoleum kostet schmale 36Tsd Pesos… So in etwa 620 Euro im Monat. Jeden Monat, so lange das Land belegt wird! Als Vergleich: Das Monatsgehalt einer Lehrerin ist so etwa 25 tsd. Pesos, eine Haushälterin verdient ca. 7.000 Pesos im Monat, 16.000 Pesos wenn Sie im Ausland, z.B. Dubai arbeitet.
Ein „Normales“ grab kostet dagegen (Grünes Plakat) einfach 1.050 Pesos, ca. 17 euro/Monat. Auch auf unbestimmte Zeit.
Findest Du die Grabstätten teuer? Ach was… Nicht vergessen: Wenn Du sie an Halloween buchst, kannst Du auch noch Ventilatoren, Reiskocher oder Kühlschränke gewinnen! Du solltest Dich dann nur beizeiten um eine Leiche kümmern 🙂

Das ist schon etwas ungemütlicher… der nebenan gelegene Öffentliche Friedhof. An genau dieser Stelle stand bis zum Frühling noch eine kleine Kapelle. Diese wurde allerdings angezündet und brannte ab. Nein, nicht durch die Kerzen im Vordergrund. Und das ist auch kein vergessener Brandherd.

Das ist lediglich der Platz, an dem die Kapelle vorher stand. Man munkelt, die Kapelle wurde von ein paar M…. ach, lassen wir das. Es gibt keine Beweise dafür, wer das Ding abgefackelt hat. Jedenfalls isse nu wech.

Auf den ersten Blick sieht der öffentliche Friedhof auf jeden Fall unordentlicher aus, aber noch nicht so ganz schlimm. Die Holzhütte hat auf diesem Friedhof die gleiche Funktion wie die verklinkerten Häuser mit Privatparkplatz auf dem Privaten Friedhof. Nur mit, sagen wir mal… etwas weniger Epos.

Schlimm wird es, wenn wir ihn (den Friedhof) uns mal etwas genauer ansehen:

Die ganze Anlage ist nun wieder sehr Philippinenhaft: Unsauber, ungepflegt, dreckig. Wer ein paar Pesos übrig hat, beauftragt einen der zahlreichen Grabpfleger damit, ein bestimmtes Grap sauber zu halten… und der Rest des Friedhofs sieht halt so aus, wie der Inhalt der Sarkophage…

Ach ja,… Friedhof heist auf Englisch Graveyard, aber auch Cemetery… Cemetary von Zement! Wenn Ihr euch die Bilder genauer anseht: Hier werden Tote am Stück (es gibt auch Verbrennungen) in eine Zementkiste einzementiert, notfalls auch mal übereinander, wenn Sie irgendwie zusammengehören, auf jeden Fall aber eng nebeneinander. Das sorgt für eine wesentlich langsamere Verwesung der irdischen Hülle. Nach Jahrzehnten ist da noch sehr viel Restmensch drin in diesen Kisten, wenn Sie z.B. abgerissen werden müssen. Ich möchte da nicht arbeiten…

Warum auf diesem öffentlichen Friedhof? Es ist, wie so oft, einfach eine Frage des Geldes. 2.200 Pesos für 6 Jahre oder 1.050 Pesos pro Monat… „Der Markt regelt das schon“, würden einige Politiker da sagen. Nun, hier kann man auch mal wieder den Markt bei der Regelarbeit beobachten. So ganz dolle macht er das nicht, der Markt.